Die glücklichen Sieger: El Uffo vor Mikka und Bär

Am 02.07 startet in „Mont-Saint-Michel“ die Tour de France 2016. Knapp dreieinhalb Wochen vor Tourstart traf sich die 12-Kampftruppe Lübeck am „Mont Parin“ vor den Toren der Hansestadt. Hier lieferten zehn Lübecker Ausnahmeathleten sich ein Rennen, das es an Adrenalin, Schweiß und Ehrgeiz durchaus mit dem französischen Pendant aufnehmen könnte. Gut, die Fahrzeiten der Lübecker konnten sich vielleicht nicht an denen der Profis bei der Tour de France messen. Das lag aber ganz sicher nicht am fehlenden Ehrgeiz, sondern eher am Equipment. Getreu dem Motto „Solange ich atme, greife ich an“, wurde zum Teil in Bade- statt Radler-Hose und auf dem Cross- statt Rennrad gestartet.

 

Sorgen machte im Vorfeld der Wetterbericht. Für den Rennabend waren zunächst 90 Prozent Regenwahrscheinlichkeit und Gewitter angesagt. Nicht die idealen Voraussetzungen für den Radsport, für Amateure – auf zum Teil geliehenen Rädern – extrem gefährlich. Doch Präsident Mikka war sich sicher: „Der Wettergott ist ein Zwölfkämpfer“. Er sollte Recht behalten.

 

Vor dem Rennen

 

Gestartet wurde mit dem Einzelzeitfahren. 72 Höhenmeter – für norddeutsche Verhältnisse eine Alpenetappe – galt es zu überwinden. Als Favoriten wurden natürlich die Sportler gehandelt, die weder mit dem Familienrad an den Start gingen, noch sich in letzter Minute ein Rennrad im Wert eines Kleinwagens geliehen hatten. So Eluffo, der seit zwölf Jahren mit ein und demselben Rennrad trainiert – allerdings nur ein bis zweimal im Jahr. Sein gefährlichster Sparringpartner ist Mikka, der zwar noch nicht so lange Rennrad fährt, aber dafür das hochgezüchtetste Carbonrad besitzt.

 

El Padrino im Ziel

 

El Padrino hatte sich den beiden bei einigen Trainingseinheiten angeschlossen und verbringt vermutlich die meiste Zeit aller Zwölfkämpfer auf dem Rennrad. Hatte er vielleicht heimlich trainiert? Nicht zu vergessen Tea. Egal, in welchem Wettbewerb, Tea landet eigentlich immer auf dem Treppchen. Die Sportart, die er nicht beherrscht, wird seit langem gesucht, bisher aber nicht gefunden.

 

Tea, Gunman, Bär und Elkimo im Schlussspurt

 

Völlig unterschätzt hatten einige Zwölfkämpfer Elkimo und Bär. Nachdem Eluffo überraschend mit genau vier Minuten den Sieg im Einzelzeitfahren davon getragen hatte, kamen Bär und Elkimo mit acht und elf Sekunden Rückstand auf Rang zwei und drei. Wahnsinn, bedenkt man, dass Bär gerade erst mit dem Rennradtraining auf einem geliehenen Rad begonnen hat und Elkimo ohne Cleats gefahren ist, also nur treten und nicht ziehen konnte. Auf Platz vier kam Mitfavorit Mikka mit 14 Sekunden Rückstand ins Ziel. Tea landete mit 21 Sekunden Abstand auf den führenden auf Platz fünf.

Beindruckend war, dass acht von zehn Fahrern unter fünf Minuten geblieben sind. Auch die letzten beiden Starter waren von dieser Traumzeit nicht weit entfernt. Zu Roccos Ehrenrettung sei gesagt, dass sein gesamter heimischer Zweiradfuhrpark nicht dem Reglement entsprach. Elektroräder waren nämlich nicht erlaubt. Deshalb startete er kurzerhand mit einem alten Crossrad.

 

Tabelle:

 

1 Eluffo          4.00

 

2 Bär             4.08

 

3 Elkimo         4.11

 

4 Mikka          4.14

 

5 Tea            4.21

 

6 Gunmen      4.36

 

7 El Padrino    4.42

 

8 Rocket        4.45

 

9 Tier            5.17

 

10 Rocco       6.09

 

Nach dem Einzelzeitfahren sah es so aus, als sei der Wettergott doch kein Zwölfkämpfer: Es begann zu nieseln. Also schnell auf die Straße fürs Langstreckenrennen. 15 Kilometer durchs hügelige Ostholstein sollten bewältigt werden, bevor das angedrohte Gewitter losging. Gestartet wurde in umgekehrter Reinhenfolge. Rocco durfte also als Erster auf die Bahn. Im Minutentakt wurde gestartet, bis als Letzter Eluffo ins Rennen ging.

 

Das Kraftpaket auf den letzten Metern: Rocket

 

Im Laufe des anspruchsvollen Kurses ging es deutlich mehr bergauf als bergab. Schließlich begann die Strecke im Tal von Bad Schwartau und endete wieder auf dem Pariner Berg. Als Erster ins Ziel kämpfte sich El Padrino. Als Vierter gestartet, hatte er Rocket, Tier und Rocco hinter sich gelassen. Zweiter im Finish war Rocket, gefolgt von Mikka. Der hatte sein persönliches Ziel erreicht: Unter 30 Minuten zu bleiben. Mit 29.23 übernahm er zunächst klar die Führung.


Kam mit der zweitbesten Zeit ins Ziel: Mikka

 

Mitorganisator Das Tier kämpfte sich mit letzter Kraft den Berg hoch. Ihm knapp auf den Fersen war die Vierergruppe um Elkimo, Tea, Gunmen und dem wieder überragenden Bär, der mit 29.30 knapp hinter Mikka landete.

 

Auf dem Eddy Merckx - Gedächtnisfahrrad: Das Tier

 

Angeführt wurde das Quartett von Elkimo. Ihm war unterwegs zweimal die Kette abgelaufen. Trotz dieses Handicaps – und der fehlenden Cleats - kämpfte „die Maschine“ sich an die Spitze der Gruppe zurück.

Als Letzter gestartet, kam Eluffo als Vorletzter ins Ziel. Letzter war Rocco. Getreu dem Motto „Solange ich atme, greife ich an“, kämpfte er sich unter dem Jubel seiner Mitstreiter zum zweiten Mal an diesem Tag den Berg hoch.

 

Rocco - immer mit einem Schmunzeln im Gesicht

 

Doch was bedeutete das für die Gesamtwertung? Eluffo kam zwar als Vorletzter ins Ziel, war aber neun Minuten nach dem Ersten gestartet. Sollte seine Zeit ausreichen, um Mikka im Langstreckenrennen zu schlagen??? Sie sollte. Mit 29.16 hatte Eluffo nicht nur seine persönliche Bestzeit auf dieser Strecke hingelegt, sondern auch seinen Lieblingsrivalen Mikka um sieben Sekunden geschlagen. Damit stand auch der Gesamtsieger fest.

Ergebnis Streckenrennen

1 Eluffo          29.16

2 Mikka          29.23    

3 Bär             29.30

4 Elkimo         30.38

5 El Padrino    30.44

6 Tea            32.29

7 Rocket        32.39

8 Gunmen      33.33

9 Tier            35.39

10 Rocco       38.41

 

In der Tageswertung lag übrigens zwischen Platz zwei und Platz drei nur eine Sekunde. Das Einzelzeitfahren hatte dabei keinerlei Einfluss auf die Tageswertung.

Erwähnenswert ist noch, dass jeder der zehn Starter an sein persönliches Limit – und darüber hinaus – gegangen ist. Obwohl viele Sportler in der Vorbereitung auf den Wettkampf zum ersten Mal auf einem Rennrad gesessen hatten und mit Cleats gefahren waren, gab es keinen einzigen Sturz und – bis auf Muskelkater – keine Verletzungen.

Gesamtwertung

1 Eluffo         33.16

2 Mikka         33.37

3 Bär            33.38

4 Elkimo        34.49

5 El Padrino   35.26

6 Tea           36.50

7 Rocket       37.24

8 Gunmen     38.09

9 Tier           40.56

10 Rocco      42.50

 

Mit Eluffos Sieg ist der Kampf um die Meisterschaft 2016 wieder spannend geworden.

 

Der Tagessieger El Uffo

 

Übrigens stoppte der Nieselregen nur wenige Minuten, nachdem die Zwölfkämpfer auf der Strecke waren. Das verleitete Mikka zu der Annahme, „nicht nur der Wettergott ist ein Zwölfkämpfer, sondern Gott ist ein Zwölfkämpfer.“ Recht könnte er haben, denn nur wenige Minuten nach Rennende kam das angekündigte Gewitter mit aller Macht.

 

 

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