Steini in Aktion, Mikka zählt mit
„Mehr Sport!“ ist eine immer wieder zu hörende Forderung bei Mitgliederzusammenkünften des 12-Kampf-Lübecks. Und das achte Event der Saison 2016 bediente diesen Wunsch ohne Wenn und Aber. Auch wenn es am Ende nur acht Minuten Sport waren, waren es zu viele für die meisten. Zu viel ausgerechnet auch für einige derjenigen, die gerne „mehr Sport“ fordern.
Das kühne Vereinsmotto „Solange ich atme, greife ich an!“ wurde jedenfalls auf eine valide Probe gestellt. Die süffige Lyrik des Wunsches traf auf die harte Prosa der Verhältnisse. Schon nach der Hälfte des Events verzichteten sieben von elf 12-Kämpfern ernsthaft und protokollarisch auf jede weiteren Angriffsbemühung. Und das, obwohl bei nahezu allen zu diesem Zeitpunkt noch Reste von Atemfunktionen feststellbar waren. Muss man sich um den 12-Kampf in Lübeck also Sorgen machen? Natürlich nicht. Denn es ist alles nur Hobby. Reiner Spaß. Gesellschaftshopsen. Auch für diese Feststellung darf man sich gelegentlich etwas Muße gönnen.
Aber von vorn. Mit Zirkeltraining stand einer der Klassiker des deutschen Ertüchtigungswesens auf dem Programm. Turnvater Jahn ließ grüßen und die beiden 12K-Heißdüsen Rocket und Tea salutierten mit einer achtfaltigen Kreislaufepsiode zurück. Wer die erfrischende Doppeldeutigkeit noch nicht erfasst hat: Kreislauf, haha. Doch das Lachen blieb nahezu allen bereits an der ersten Station im Halse stecken. Denn schon danach war von Kreislauf nicht mehr viel übrig – auch dies in doppelter Hinsicht.
Faul lag keiner auf dem Rücken
Eine solche Entwicklung hatten einige der aktiven 12-Kämpfer offenbar schon im Vorfeld erahnt und ihre Angst vor der Atemnot in gesellschaftskonformen Ausdruck gekleidet: Von „Muss länger arbeiten“ über „Bin erkältet“ bis „Hab keinen Babysitter“ war das gesamte Spektrum vertreten. Dennoch erreichte die Teilnehmerstärke angesichts eines Hochfrequenz-Events eine erfreuliche Höhe: Gleich elf 12-Kämpfer fanden sich frisch, fromm, fröhlich, frei in der Turnhalle des Ostseegymnasiums Timmendorfer Strand ein. Und das Los sortierte die Turnerschaft des 12-Kampf-Lübecks in zwei Riegen. Zum Verdruss der Veranstalter trat keiner mit weißen Steghosen, frisch gewixtem Oberlippenbart oder pomadiertem Seitenscheitel an. Lediglich Rocket selbst versuchte sich mit stramm sitzenden Kniestrümpfen an einer Reminiszenz von Zucht und Ordnung.
Die Ordnung hielten die beiden Veranstalter den ganzen Abend hindurch zudem mit lauten Ansagen, einer Stoppuhr und stetem Antreiben des zusehends erlahmenden Packs aufrecht.
Auf's Kreuz gelegt? Nicht mit Elkimo und Elufo!
Der Parcours begann für die Riege um Rocket mit Kurzsprints über die Hallenbreite, während Teas Team mit Überquerungen eines aufgestockten Turnkastens in den Zirkel startete. Wie immer an diesem Abend waren innerhalb einer Minute so viele Wiederholungen wie möglich zu absolvieren. Und bei den Kurzsprints setzte ausgerechnet der Präsident Maßstäbe. Mikka legte hochengagiert los, schaffte sensationelle 24 Hallenquerungen und setzte sich in der Gesamtwertung über beide Gruppen am Ende vor El Padrino, Markolo, Rocket und ElUffo. Am Kasten, von den Ausrichtern liebevoll „Private Paula“ genannt, zeigt sich Titelverteidiger Tea am wendigsten. Er hievte seinen schon nach wenigen Sekunden schmerzenden Körper 28 Mal über das Leder und errang damit am Ende einen ungeteilten ersten Platz. Gefolgt von Bär und El Padrino mit 26, während ElUffo und Rocket ebenfalls beachtliche 23 Wiederholungen schafften.
Anschließend mussten Teas Jungs einen Medizinball aus dem Liegen über Kopf gegen die Wand wuchten und wieder auffangen. Wichtig war es hierbei, den Ball sauber zu fangen, um pausenlos durch die Minute zu kommen. Erneut schob sich Tea zusammen mit ElPadrino ganz nach vorne, mit 52 Wandkontakten des Medzinballs lagen beide am Ende einen Kontakt vor dem somit Drittplatzierten ElUffo – für Tea ein ganz wichtiger Punkt für die Gesamtwertung. Dicht dahinter folgten auf dem geteilten vierten Platz Rocket, G-Man und Bär. Sie hatten den Medizinball jeweils 48 Mal an die Wand befördert.
Drill Instructor Rocket hat alle im Blick, Major Markolo assistiert!
Beim klassischen Seilspringen hielt Rocket Wort. Wie bereits im Vorfeld mehrfach angekündigt, demoralisierte er seine Mitstreiter mit einer unfassbaren Demonstration der Stärke. Der hochaufgeschossene 12-Kämpfer ließ das Seil unglaubliche 187 Mal um seinen Körper rotieren. Eine sensationelle Hausnummer, wenn man allein den Abstand zu den Zweitbesten Mikka und ElUffo beachtet, die mit 137 Seilsprüngen alles andere als schlecht abschnitten. Vor allem Mikka musste diesen Einsatz allerdings teuer bezahlen, kämpfte fortan mit Luft- und Leistungseinbußen.
Doch es ging gnadenlos weiter. Rocket führte seine Kreiskämpfer anschließend auf die Bank, um weitere Körner vom zusehends schwindenden Fitnesskonto abzubuchen. Mit Bankrutschen stand eine der quälendsten Aufgaben des gesamten Abends auf dem Programm. Auf dem Bauch liegend galt es, sich nur an den Armen möglichst oft über eine rund zehn Meter lange Strecke zu ziehen. Gleich vier operierten nur wenige Zentimeter über dem Hallenboden auf Augenhöhe: Laxer, Markolo, Mikka und Steini absolvierten den Rutsch-Reigen satte fünf Mal.
Durchdrehen war zur gleichen Zeit das Motto für Tea und seine Truppe, die es sich rücklings liegend auf einer Turnmatte gemütlich gemacht hatte. Jedoch nicht etwa, um zu entspannen. Stattdessen bestand die Aufgabe darin, den Körper so schnell wie möglich in die Bauchlage zu bringen – inklusive 180-Grad-Drehung um die Hüftachse. Die simple Mechanik entpuppte sich ebenfalls als hammerharter Pulsbeschleuniger. Und hier zeigten der toptrainierte Elkimo und wiederum Tea die größte Tempohärte, markierten mit 30 Durchdrehern die Bestmarke, während G-Man mit 28 und Rocket und Markolo mit 27 sowie Laxer mit 26 Wiederholungen in Respektsabstand folgten.
Auch wenn es nicht so aussieht, hier wird alles gegeben!
Danach stand „der Ducker“ auf dem Programm. Die großgewachsenen Männer mussten sich durch einen hochkant auf Längsseite stehendes Kastenelement ducken um anschließend eine über Kopfhöhe angebrachte Marke zu berühren. Das behende Wechselspiel aus ducken und aufrichten beherrschte ElUffo am besten. Unter Zuhilfenahme seiner ganzen Körpergröße tauchte er 15 Mal durch den Holzrahmen, die Zweitplatzierten Laxer und Tea schafften indes nur je 13 Wiederholungen.
Die achte Disziplin des Abends hörte sich nach Entspannung an: Balancieren auf einem zehn Meter langen Holzbalken. Doch wer je auf Zeit balanciert ist, weiß, dass dies äußerst anstregend ist, da sowohl Konzentration als auch das Anspannen so ziemlich aller Muskelgruppen der Fitness alles abverlangen. Und auch hier standen ElUffo und Laxer ganz vorne. Mit jeweils elf Überquerungen des Balkens lagen sie weit vor den Drittplatzierten: Bär, Markolo und Tea huschten lediglich 9,5 Mal über den Balken.
Der erste Zirkel war somit beendet. Und der zweite Zirkel sollte unmittelbar folgen. Doch ein kleiner, unscheinbarer Zeit-Paragraph im Regelwerk und die Sorge um das Wohl der Kämpfer stellte die Ausrichter vor die Situation, das weitere Vorgehen zur Abstimmung zu bringen. Eine Maßnahme, die medizinisch sinnvoll war. Denn die 12-Kämpfer lagen über den Hallenboden verteilt, rangen um Luft und waren vielfach einer gesunden Gesichtsfarbe längst verlustig gegangen. Auf die Frage: „Wer möchte jetzt Schluss machen?“ reckte, wie schon eingangs erwähnt, eine überwiegende Mehrheit mit letzter Kraft den Arm gen Hallendach, stimmte und stemmte sich mit Leib und Seele in den sofortigen Abbruch des Events.
So schnell, dass sie mit bloßem Auge nicht wahrzunehmen sind
So ganz vorüber war der Körpereinsatz dennoch nicht. Die Addition aller Rangpunkte brachte am Ende zumindest auf zwei Positionen noch keine Eindeutigkeit. Rocket und ElUffo standen mit je 33 Rangpunkten identisch auf dem zweiten Platz, während sich Elkimo und G-Man mit je 47 Punkten den siebten Rang teilten. Es half nichts, 12-Kampf kennt keine Kompromisse, die Teilnehmer mussten ins Stechen. Und hierfür sah das Regelwerk ausgerechnet „den Ducker“ vor. G-Man zog angesichts dessen und in Anbetracht einer gerade überstandenen schweren Erkältung kampflos zurück und überlies Elkimo großzügig den siebten Platz. Um den zweiten Platz wurde allerdings gekämpft. Rocket warf sich mit allem noch zur Verfügung stehenden Momentum durch den Holzkasten. Doch die Mühe zeitigte keinen Erfolg. ElUffo weiß einfach zu gut, wie man sich bückt und setzte seine Ausnahmetechnik gnadenlos ein. Schon weit vor Ende der Minute war klar, dass Rocket auf den Dritten Rang abrutschen würde.
Strahlender, wenn auch deutlich gezeichneter Sieger des Zirkeltrainings wurde Tea. Er hatte in gleich drei Disziplinen den ersten Rang erkämpft, dazu einen zweiten und einen dritten Platz belegt. Am Ende gewann er mit nur 28 Rangpunkten souverän die Gesamtwertung. Gleich dahinter standen ElUffo und Rocket mit je 33 Punkten und frisch gestochen auf dem zweiten bzw. dritten Platz. Vor allem ElUffos Abschneiden hält die Gesamtwertung auf Spannung und verspricht ein packendes Saisonfinish.
Turnvater Jahns ganzer Stolz - das Siegertrio!
Ganz besondere Anerkennung gilt an dieser Stelle auch Steini. Trotz der Vorliebe seines Herzens für Break Beats nahm er leidenschaftlich teil – und gewann ebenfalls. Dank einer optimalen medizinischen Vorbereitung samt spezieller Trainingsphase und klug dosierter Herangehensweise waren es am Ende zwar keine Podestplätze, aber dennoch jede Menge neues Selbstvertrauen in den eigenen Körper. Ein Gewinn, der weit mehr wiegt als jeder Pokal. Chapeau, Steini!
Bis auf unsere Spitzenathleten Markolo und Elkimo freuen sich wohl alle darüber, dass beim nächsten Event „weniger Sport“ angesagt ist. Mit Auto Rallye steht ein Wettbewerb im Sitzen und ganz auf Kosten benzingetriebener Kraft ins Haus. Doch schon danach folgen mit Baseball, Radrennen und Tennis erneut körperliche Prüfungen. Der gutgemeinte Rat deshalb an dieser Stelle fürs Training: mehr Sport! Dann klappt´s auch mit dem Atmen und Angreifen.